Rezension: „Das Geräusch einer Schnecke beim Essen“ von Elisabeth Tova Bailey

Worum dieser Roman handelt: Unsere Hauptperson Elisabeth war eine abenteuerlustige und energiegeladene junge Frau, bis sie eines Tage nach einer Reise krankheitsbedingt an das Bett gefesselt ist. Ihr einziger Trost ist eine Schnecke, welche eine Pflanze bewohnt, die ihre Freundin Elisabeth aus dem Wald mitbringt.

Kleines aber feines Extra: Zum Beginn jedes der 22 Kapitel gibt es ein zum Thema passendes Zitat von berühmten Persönlichkeiten. Diese bilden eine schöne und lockere Einführung in das Kapitel und sind faszinierend zu lesen. Erstaunlich fand ich, wie früh und wie vielfältig sich die Menschheit über dieses kleine unscheinbare Wesen Gedanken gemacht haben.

Warum dieses Buch ungewöhnlich ist: Zugegeben, man darf keine “Bewegung“ im Buch erwarten, da sich die Geschichte an die Protagonistin anpasst und dadurch fast zum Stillstand kommt. Elisabeth liegt im Bett, demnach kann man nicht erwarten, dass sie groß etwas erlebt, auch wenn sie gerne würde. Dennoch langweilt man sich als Leser nicht, denn die Gedanken von Elisabeth, meist angetrieben durch unsere Schnecke, sind hochinteressant. Außerdem finde ich es sehr spannend zu lesen, wie sich dieses kleine Wesen verhält. In der Anfangsphase hat sie den Blumentopf (ihr anfängliches Zuhause) nie verlassen und wenn, ist sie immer am Morgen zurückgekrochen.

Warum diese Lektüre so besonders für mich ist: Schnecken fand ich bis zu diesem Roman nicht so toll, habe mich aber auch noch nie wirklich mit ihnen beschäftigt. Nachdem ich aber viele Fachinformationen über die “Gastropoda“ gelesen habe, die gibt es manchmal zwischen den Kapiteln, fand ich sie eigentlich gar nicht mehr so schlimm. Diese nervigen Tiere, auf die man nicht treten will, wurden schnell zu interessanten, mich immer wieder überraschenden kleinen Wundertieren. Laut dem siebten Kapitel haben Schnecken durchschnittlich 33 Zähne auf 80 Reihen, das macht dann eine stolze Anzahl von 2640 Zähnen für so ein kleines Wesen! Ich würde Lügen, wenn ich behaupten würde, dass ich nicht erstaunt und begeistert bin.

Mein abschließendes Fazit: Dieses Schätzchen von nicht einmal 150 Seiten kann ich wirklich jedem nur ans Herz legen. Wenn ich anfangs kein großer Fan von Schnecken war, so bin ich es jetzt!

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10 Antworten auf „Rezension: „Das Geräusch einer Schnecke beim Essen“ von Elisabeth Tova Bailey

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  1. Ich bin begeistert, dass hier auf dieses einzigartige Buch hingewiesen worden ist. Es ist nicht wirklich ein Roman, sondern eine lange Meditation über das Verhältnis zweier Wesen, die sich fremder nicht sein könnten, und doch einander nahe kommen, die kranke junge Menschenfrau auf der einen Seite, der zierliche niedliche Schleicher auf der anderen. Die Menschenfrau macht sich über das Tierchen endlos Gedanken, aber das Tierchen, weiß das überhaupt, dass es beobachtet wird? Und was denkt es sich dabei, falls es überhaupt denkt? Also ich persönlich, ich finde Schnecken anbetungswürdig, weiß nicht warum, ich konnte ihnen schon als Kind stundenlang beim Leben zuschauen, dieses zarte und geräuschlose Kriechen, dieses Spielen mit den Fühlern, an deren Ende diese winzigen, aufmerksamen Augen sitzen – einfach niedlich. Hab auch längere Zeit welche im Auquarium gehalten, denn Wasserschnecken gibt es ja auch, und wenn sie an der Scheibe entlangkrochen, konnte ich gut das winzige raspelnde Mäulchen beobachten, wie das unermüdlich an den Algen arbeitete auf dem Glas. Unwiderstehlich. Und dass man in der Stille der Nacht das zarte Raspeln hören kann, wenn man die Ohren spitzt, das wissen wir ja nun aus dem Buch von Elisabeth Tova Bailey, „The Sound of a Wild Snail Eating“. Es gibt kaum ernstzunehmende Literatur über Schnecken, dabei müssen die doch auch ein Seelenleben haben, denn bloß weil die sich nie äußern, müssen wir nicht annehmen, die dächten sich nicht ihr Teil. Praktisch alle Bücher, die man in der Bibliothek über die niedlichen Kriecher findet, sind Bestimmungsbücher, will sagen, wenn man draußen im Gelände oder am Meeresstrand ein leeres Gehäuse findet, kann man nachschlagen, wie das Wesen heißt, zu dem das Gehäuse einmal gehörte. Aber was ist das Gehäuse gegen das lebende Seelchen, das einmal darin hauste? Verhaltensforscher, die sich mit Primaten beschäftigen, gibt es zahllose. Auch Fische werden beobachtet und Vögel. Aber Schnecken, die es doch überall gibt? Wenn ich eine Schnecke im Garten des Morgens auf die Platten zukriechen sehe, von denen ich genau weiß, die werden eine Stunde später in der brennenden Sonne liegen, hebe ich das empfindliche Wesen hoch und setzte es ins Gesträuch. Ich bilde mir immer ein, die Tierchen hätten Vertrauen zu mir, denn wenn ich solches tue, ziehen sie sich nur selten ins Gehäuse zurück. Übrigens, wenn man ein solches Schnecklein von unten betrachtet, dann weiß man, warum junge Frauen gerne „Schnecken“ genannt werden. Aber das gehört nicht hierher. Da es also vernünftige Literatur über die allgegenwärtigen Wesen kaum gibt, wird das Buch von Elisabeth Tova Bailey auf lange Zeit ein Klassiker bleiben, vielleicht wird es überhaupt, nach Jahrzehnten, als einer der Klassiker der Naturbeschreibung gelten. Das Original ist schon 2010 in England erschienen, und der Verlag, der den Mut hatte, es auf den Markt zu bringen, ist reichlich belohnt worden, denn es ist ein stiller Bestseller geworden, in viele Sprachen übersetzt, auch in unsere. Danke dir, liebe Rose, dass du auf deiner schönen Seite auf den wunderbaren Titel aufmerksam gemacht hast.

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    1. Ich danke dir, dass du dem Buch so viel Bedeutung beimisst und deine Hingabe deutlich machst. Schnecken sind in der Tat wundervolle Wesen und auch ich durfte in den Genuss kommen sie beim Kriechen im Aquarium zu beobachten. Für uns beide hoffe ich, dass wir in Zukunft mehr solcher Literatur zu lesen bekommen.

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